Kapitel 2: Dr Borkatok und seine Erzeuger Borkatok überkam auf einmal ein ungutes Gefühl. Es war nichts bestimmtes. Es war nur ein dezenter Wink seines Unterbewusstseins. Ein Wink, dass irgendetwas faul war. Besorgt blieb der böse Doktor stehen und sah sich erstmal gründlich um, bis er auf der entgegengestzten Straßenseite ein ihm wohlbekanntes Ladenschild entdeckte. Metzgerei Mehlmann, stand da in großer, vulgärer Antiquaschrift drauf, Ihr Spezialist für Bio-Fleisch. Um Himmels Willen. Was machte die olle Bude denn hier? Borkatok war sofort, sobald er volljährig wurde, so weit wie möglich von diesem Ort seiner Kindheits(alb)träume weggezogen und hatte seitdem den Bezirk, in dem das Geschäft gelegen hatte, gemieden, doch jetzt war das Geschäft anscheinend umgezogen und all seine längst bezwungen geglaubten Ängste holten ihn nun wieder ein. Schaudernd tat er ein paar Schritte rückwärts und wollte, als er dabei mit dem Rücken gegen die Hauswand stieß, schon losrennen, als ein beleibter Mann unbestimmbaren Alters aus der Metzgerei trat und den Doktor mit seinem unbarmherzigen Blick festnagelte.
Nach einer Menge Sachen, an die er sich nicht mehr so genau erinnern konnte, materialisierte sich JoY in irgendsonem ollen Gemäuer. Die Malereien auf den Wänden, die wohl irgendwas mit Göttern oder so darstellen sollten, sahen für ihn aus wie von Kinderhand und die extrem niedrige Decke, die es ihm mit seinen 1,85 m unmöglich machte, aufrecht zu gehen, schien auch für Kinder gemacht. Oh Godd, dachte JoY mit halb gespielter, halb echter Panik, Oh Godd, wenn ich hier auch nur ein Kind sehe... Ey ich würd so ausrasten. In seinen inneren Monolog über nervige Dreckskinder vertieft, merkte er nicht, wie sich jemand von Hinten an ihn heranschlich, bis sich dieser Jemand lautstark zu Wort meldete: "Erwischt! Dachtest wohl, du könntest dich vor mir verstecken in dieser Muffbude. Morgen darfst du dann deine Wettschuld bei mir erbringen."
Mit verblüfftem Gesicht drehte er sich um und sah eine kleine Frau, die iRFA irgendwie ähnlich sah, aber erstens viel zu klein und zweitens viel zu altmodisch gekleidet war. iRFA würde lieber sterben, als so zu sein. Schnell übernahm JoY wieder die Kontrolle über sein Gesicht und antwortete ihr: "Ich bezweifle, je an so einer Wette teilgenommen zu haben. Wetten und Glücksspiel sind nur etwas für Toren, weshalb ich stets mein Möglichstes tue, mich davon fernzuhalten. Ich schulde Ihnen also gar Nichts. Mit wem habe ich denn die Ehre, meine Teure?"
Ein leises Kichern drang aus der Kehle der Frau.
"Was erheitert dich so? Möchtest du mich nicht an deinem Spaß teilhaben lassen?", fragte JoY irritiert und runzelte die Stirn. Das Kichern wurde zu einem schallenden Lachen und die Frau begann sich auf dem Boden wälzen. Nun ernstlich genervt versuchte er noch einmal mit ihr zu reden, doch als sie nach Minuten immer noch unvermindert stark lachte, wurde es ihm zu bunt und er stieg über ihren sich krümmenden Körper hinweg, dem Ausgang entgegen, von dem die Frau offenbar gekommen war.
Seit diesem Tage hört der Besucher des Gemäuers ein schauriges Lachen in den unterirdischen Gängen des alten Tempels, in dem das Portal nach Jarkhendar steht.
Jede Emotion wich aus Borkatoks Gesicht, bis dort nur noch Leere zu sehen war. Verzweiflung übermannte seinen Geist und er brach mitten auf dem Gehweg zusammen. Kopfschüttelnd schritt der Dicke über die Straße, um sich den Doktor zu greifen und mal so richtig durchzuschütteln. Dieser nahm alles nur wie ein Zuschauer im Kino war und wunderte sich im höchsten Maße, warum sich der geschüttelte Akteur nicht einfach aus dem Klammergriff seines Gegenübers befreite, und ihm mal ordentlich eins auf die Schnauze gab, bis er merkte, dass er der Geschüttelte war.
"Aufhören!", rief er dem Metzger zu, "Ich bin soch schon längst wieder bei Bewusstsein."
Dieser packte ihn nur wortlos am Kragen und zerrte den zeternden Borkatok auf die andere Straßenseite in die Metzgerei hinein. Dort ließ der Mann den keuchenden Doktor fallen und sagte kopfschüttelnd: "Dass du dich mal wieder hier blicken lässt..."
Mit schmerzender Kehle wachte iRFA auf kaltem Steinboden liegend auf. Dunkel konnte sie sich an etwas unglaublich Komisches erinnern... und an JoY. Was war nur geschehen, nachdem sie an den Hebeln gezogen hatten? Und wo war JoY eigentlich? Erkundete er das Gebäude? Wohl eher nicht, denn für so was hatte er nichts übrig. Plötzlich fühlte sich alleingelassen. Ja, so musste es gewesen sein: JoY war einfach gegangen und hatte seine Freundin hier alleingelassen. Was für ein Mistkerl der doch war. Wie hatte sie ihm je vertrauen können? Schließlich hatte er ihr ja schon im fPM-Raum widersprochen, da war es doch klar, dass dieser Scheißtyp einfach verschwindet. Sie hätte ihm eins überbraten und alleine die Maschine benutzen sollen. Und warum schmerzte ihre kehle eigentlich so? Was hatte JoY mit ihr getan? Er hatte sie gewürgt! So musste es gewesen sein. Dieser... dieser... wahrscheinlich hatte er noch ganz andere Sachen mit ihr gemacht, als sie nur gewürgt. Sachen, die man meißt lange Gefängnisstrafen und gesellschaftliche Ächtung erntete. JoY wird für diese Untaten bezahlen... Oh ja, das wird er!